LebensART & Pädagogik

„Auf der 'Turn About Ranch' in Escalante, einem Programm der Aspen Education Group, unterziehen sich die Jugendlichen einer erlebnispädagogischen Verhaltenstherapie in der freien Natur...
...Dabei sollen sie alte Verhaltensmuster ablegen, ein neues Selbstwertgefühl und eine positive Lebensperspektive gewinnen. „(rtl.de)

Hört sich ja erst einmal ganz interessant an dachte ich mir und so war auch ich, am vergangenen Mittwoch, einer der 2,33 Millionen Zuschauer der „Teenager außer Kontrolle“. Eigentlich hätte mir allein der Titel schon eine Warnung sein müssen, doch was ich dann zu sehen bekam übertraf bei weitem meine Vorahnung. Solch ein menschenverachtendes Verhalten seitens der „Therapeuten“, welches dann auch noch als wissenschaftlich begründbares pädagogisches Handeln verkauft wird, hätte ich nicht erwartet. Und damit meine ich noch nicht einmal die Etiketten die den Jugendlichen , vielleicht zum besseren Verständnis, von dem TV- Sender aufgedrückt wurden (Superzicke Janine (14), Messerstecher Patrick (16), "Gangster" Nathanael (16), Außenseiterin Jana (13), Dauerkiffer Robin (16) und Straßenkind Kira (16)).

Schon zu beginn der „Therapie“, gerade in den Staaten angekommen, mussten die Jugendlichen ihr Gepäck und sich selbst (nackt!), angeblich wegen Drogen und Waffen, durchsuchen lassen. Eine Maßnahme die schon deshalb wiedersinnig ist, da sie gerade aus dem Flugzeug gestiegen sind und die U.S.A. eines der ausgeklügeltsten Kontrollsysteme für Flugpassagiere besitzt.

„Im Monument Valley an der Grenze zwischen den US-Bundesstaaten Utah und Arizona soll den Probanden dann alles schwer gemacht werden. Sie schlafen im Freien und bekommen nur bei guter Führung ein Zelt und bei noch besserer Führung auch Mahlzeiten, die den Namen verdienen.
Nur unter diesen Bedingungen, erklärt die spindeldünne Annegret, könne die "Reise nach innen" wirklich anfangen. (Süddeutsche Zeitung)“

Die Kette der Merkwürdigkeiten ließe sich noch unendlich weiterführen doch an dieser Stelle (ca.35igste Minute) habe ich es nicht mehr ertragen können und abgeschaltet.

Es sei mir die Frage gestattet:
Kann eine Athmosphäre die durch Strafe und Demütigung geprägt wird und dem einzigen Zweck dient die Menschen zu brechen, wirklich zu einem neuen Selbstwertgefühl oder einer positiven Lebensperspektive führen?
Oder: Wie würde sich die Oberpädagogin Annegret Noble wohl fühlen wenn sie in einer ähnlich ausweglosen Knastsituation eine der Probanten wäre?

Übrigens sind 2/3 der Jugendlichen der vergangenen Staffeln wieder „rückfällig“ geworden, was RTL zum Anlass nahm diesmal weniger „extreme“ Jugendliche auszuwählen .

Die neue Staffel der „rtl-Doku-Soap“ ereichte einen Marktanteil von 16,8 Prozent in der Zielgruppe von 14-49 Jahren. Das ist zwar die schlechteste Quote im Verhältnis zu den vorherigen Staffeln , zeugt jedoch auch davon das TV-Formate mit BILDzeitungspädagogik leider nach wie vor ein breites Publikum haben.

Autor: ER